Nicht nur Vaters Sohn

By Michaela Hauke

Hollywood, July-August, 1988


Der kleine Prinz ist anders als alle anderen kleinen Jungen dieses Erdballs, denn er liebt eine rote Rose, mit der er spricht, und die er unter eine Glasglocke steckt, damit ihr nichts passiert. Dweezil Zappa ist anders als die meisten 18jährigen Jungs aus Los Angeles, denn er liebt seine Gitarre, auf der er immerzu spielt, damit ihm nichts passiert. „Mein Leben dreht sich um meine Gitarre“, sagt er, und man fragt sich, ob der wildgelockte Bursche mit den großen grünen Augen sich so dafür entschuldigt, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters Frank Zappa zu treten. Michaela Hauke versuchte die Vater-Sohn-Beziehung zu analysieren.

 

Bist Du Musiker geworden, weil Du so werden wolltest wie dein Vater?

DWEEZIL: Nein, das glaube ich nicht. Er hat mir zwar meine erste Gitarre geschenkt, aber die habe ich erst angefasst, als ich zwölf war. Da habe ich angefangen. Musik wirklich wahrzunehmen, und alles, was ich von der Musik mitbekam, waren die Gitarrenparts meines Vaters. So lernte ich das Gitarrenspielen. Mir hat nie einer gesagt, „Du musst das so oder so machen!“ Ich habe es mir einfach beim Zuhören eingeprägt. Für mich war und ist Musik nicht Gesang oder Rhythmus oder sonstwas, sondern nur Gitarrenriffs. Wenn ich spiele, vergesse ich alles um mich herum.

Wirklich alles?

DWEEZIL: Ja, alles. Das Einzige, was mich wirklich fasziniert oder interessiert, ist Gitarre zu spielen. Das war es, seit dem Zeitpunkt, als ich meine ersten Griffe lernte. Ich bin mit 14 von der Schule abgegangen, um genug Zeit dafür zu haben. Die Schule war sowieso ein Misthaufen. 12 und 13jährige Drogensüchtige, das war Wahnsinn. Bei uns zuhause hat es soetwas nie gegeben. Main Vater hatte mit Drogen nichts am Hut. Meine Familie raucht und trinkt nichtmal. Als ich nicht mehr zur Schule gehen wollte, kam mein Vater zu mir und sagte: „Willkommen im richtigen Leben“. Die Kids in der Schule haben keine Ahnung was draußen so abgeht. Die haben auch politisch nichts drauf und lassen alles mit sich machen. Ich weiß, dass man etwas ändern kann.

Hast Du deshalb ein Album veröffentlicht?

DWEEZIL: Nein, mein Vater hat mich auf die Idee gebracht. Er war es leid, dass ich zwölf Stunden am Tag völlig unproduktiv Gitarre spielte. Also schleppte er mich in das Studio seiner eigenen Plattenfirma und fragte: „Kannst Du singen? Los sing was!“ Seitdem singe ich, obwohl ich es nie wollte. Ich bin zu schüchtern, um irgendwie den Frontmann raushängen zu lassen. Ich stehe lieber in der Ecke und zupfe vor mich hin.

Willst Du also kein Star werden wie Frank Zappa?

DWEEZIL: Frank Zappa ist kein Star. Er hat sich immer wie ein normaler Mensch benommen, ob zuhause, oder woanders. Ein gewisser Bekanntheitsgrad wird nichts an meinem Leben ändern. Mir ist es egal, ob den Leuten meine Musik gefällt. Hauptsache, die erzählen nicht irgendeinen Scheiß über mich. Bei dem Titelsong meiner neuen LP „My Guitar Wants To Kill Your Mama“ haben viele behauptet, der Song sei gewaltverherrlichend. Die haben nichts begriffen, denn es ist ein Liebeslied. Ein Junge liebt ei Mädchen, deren Mutter ihr den Umgang mit ihm verboten hat. In seiner Phantasie räumt er die Mutter mit Hilfe seiner Gitarre einfach aus dem Weg. Aber das ist nur ein Bild und kein Aufruf zum Muttermord. Außerdem ist es ein verdammt guter Song meines Vaters, und er verdient gespielt zu werden.

Kümmert sich Dein Vater um Deine Karriere?

DWEEZIL: Nein, aber er hat immer ein offenes Ohr für meine Ideen. Um meine Geschäfte kümmert sich die Plattenfirma. Ich reise nur herum, spiele Gitarre und erzähle jedem über Gitarrenspielen.

Hast Du keinen Manager?

DWEEZIL: Ich reise zurzeit mit meinem Onkel durch die Gegend und achte darauf, dass er nicht zu viele Frauen anmacht. Vielleicht kann ich in dieser Beziehung noch einiges von ihm lernen. Ich bin einfach zu schüchtern, um jemanden so anzugraben.

Kann man im Show-Biz Freundschaften schließen?

DWEEZIL: Ich habe zwei oder drei ganz gute Freunde. Das reicht. Mein Adressbuch ist zwar bis oben hin vollgeschrieben, aber meine engsten Freunde sind meine Familienangehörigen. Von meiner Freundin habe ich mich vor acht Monaten getrennt. Habe wohl zu viel Gitarre gespielt.

Unterstützt Deine Familie Deine musikalische Leidenschaften?

DWEEZIL: Oh ja! Meine drei Geschwister gehen auch alle in diese Richtung, und meine Eltern finden das gut. Sie lassen uns da sehr viel Freiheit, besonders mein Vater. Er ist eigentlich kein strenger Typ, nur wenn es um Konzerte geht. Wenn ich ihn frage, ob ich mal bei einem seiner Konzerte mitspielen darf, sagt er oft nein. Er