Frank Zappa "Studio Tan"

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Fachblatt MusicMagazin, December 1978


FRANK ZAPPA
Studio Tan
WEA Nr Dis 592l0

Klangalchimist Zappa schlägt wieder mal zu, diesmal mit "Studio Tan", seitier neuesten Studioproduktion. Nach all seinen Sprüchen, die in letzter Zeit kursierten, hätte man ohne weiteres erwarten können, daß sich ein in jeder hinsicht gezähmter Zappa präsentiert. Doch man höre und staune: Das glatte Gegenteil ist der Fall. Der Altmeister der Soundcollagen stellt sich verrückter, genialer, wilder, ausgefeilter und auch harmonischer als je zuvor dar.

Der Mann mit dem extravaganten Bärtchen war immer schon ein Fall, an dem sich die Meinungen gnadenlos polarisierten -- "Studio Tan" wird daran mit Sicherheit nichts ändern.
Der mittlerweile 37-Jährige Ex-Undergroundfreak läßt sich nicht einordnen -- Zappa bleibt nun mal Zappa -- wem's gefällt -- gut, wem's nicht gefällt -- auch gut! Bei kaum einem anderen Menschen, der seine Brötchen mit der undefinierbaren Ware Musik verdient, ist die Abgrrenzung zwischen fanatischer ldentifizierung und schroffer Ablehnung so dicht beieinander, Mitteldinger sind su gut wie Ausgeschlossen. Nach wie vor, und das zeigt "Studio Tan" ein weiteres Mal überdeutlich, versteht es Zappa meisterlich, Stilarten zu verarbeiten, fast schon gegeneinander auszuspielen, um letztlich mit einer Synthese aufzuwartCen, die schwerlich mit Worten umschrieben werden kann, denn Worte versagen bei diesem Versuch kläglich.

Weder das Cover noch die Presseinformation gibt Aufschluß darüber, wer diesmal mit ihm im Studio war, es scheint jedoch fast so, als ob ihm die Toumeebesetzung, die vor einem Jahr mit ihm auch in Deutschland auf der Bühne stand, auch durch die Studiotür mitgekommen ist. Bei dem, was aus seiner Klangküche dringt, reichen 40 Minuten auf Platte kaum aus. "Greggery Peccary" z.B. umfaßt die gesamte erste Seite.

Auch wer sich mit geschwellten Brust als Zappa-Experte tituliert, wird an diesem 20-Minutenwerk ganz nett zu knabbern haben, denn die Ladung ist zu geballt, um all die klitzekleinen Feinheiten, die in das Netz reingewoben sind, mitzubekommen.

Nicht ganz so extrem verhält es sich mit Seite 2. Wie bereits angeklungen, serviert Zappa teilweise recht harmonische Passagen, ohne in irgendeiner Form seichte Gefilde zu betreten, die seiner Spielweise fremd waren. Wer den Hals von Zappa nicht vollkriegen kann, sollte "Studio Tan" schleunigst kaufen, wem sich beim Namen Zappa allerdings der Magen nach außen kehrt, sollte möglichst weiten Abstand halten.

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